Die Stadt schläft nicht

„Und wir sind müde vom Schlafen, meine Generation fliegt nach Australien.“ Fuck ist das alles ehrlich. SINUZ sind ganz eindeutig nicht auf den Mund gefallen. Gezielt drücken sie dir lebendige Bilder in den Kopf und lassen dich dann damit allein.

„Die Stadt schläft nicht“ heißt die aktuelle EP der Progressive Rap Combo aus Bonn. 6 Tracks auf denen einiges verarbeitet, gefühlt und kritisiert wird, bilden eine düstere, ehrliche und wahnsinnig emotionale Platte, die seit Sommer 2019 nun schon die Luft der Welt atmet.Klanglich kann man sich das Ganze beinahe wie eine Post-Rock Band mit Rap vorstellen, was mit den textlichen Inhalten gemeinsam hervorragend funktioniert.

Beim zweiten Titel „Australien“ beispielsweise, wird der Trend, nach Australien zu fliegen um mal rauszukommen, mal richtig schön aufs Korn genommen und explodiert am Ende in einen wutgeladenen Appell „..wir wollen weg von hier, Probleme wegkonsumieren“.„Aktenkofferkörper“ kommt mit einer Mörderhook richtig schön wuchtig daher und gibt mir ein bisschen die Casper-Vibes.

Die Rap-Parts teilen sich die beiden Vokalisten Kay und Kapadopoulus und beweisen dabei eine Wortgewandtheit die sich vor nichts verstecken muss. Sauberer Flow, songdienliche Attitude und wirklich geile Reimschemen mit Köpfchen. Die beiden texten und rappen definitiv nicht erst seit gestern. Vom Style irgendwie ne kranke Mischung aus Samy, Curse und einem kleinen bisschen Kool Savas. Auf jeden Fall ziemlich unique und ausgefuchst. 

Auch die Produktion klingt rund und ziemlich professionell. Synths und Vocals sind detailverliebt bearbeitet und lassen das ganze Ding wirklich in einem guten Licht funkeln. Wer auf Rap steht, aber auch gerne Melo-Hardcore und Emo Punk hört, kommt hier bestimmt auf seine Kosten. Einfach mal beim nächtlichen Nachhauseweg reinziehen. Das kickt, wirklich.